Energie-Konzept der Stadtgemeinde Neunkirchen
Neunkirchen ist Klimabündnis-Gemeinde
"Mit dem Beitritt zum Klimabündnis sind wir die Verpflichtung eingegangen, unseren Ausstoß an Kohlendioxid (CO2) bis zum Jahr 2010 auf die Hälfte zu reduzieren."
Das Klimabündnis ist eine globale Partnerschaft zum Schutze des Weltklimas zwischen europäischen Ländern, Städten und Gemeinden und den Indianervölkern der Amazonas-Regenwaldgebiete und hat zum Ziel
- die Treibhausgasemissionen bis 2010 bezogen auf 1987 zu halbieren,
- die Produktion sowie den Gebrauch von FCKW zu stoppen und
- zum Schutz des Regenwaldes durch Verzicht auf die Verwendung von Tropenholz beizutragen.
Wir nehmen diese Ziele sehr ernst und unternehmen große Anstrengungen um zumindest wichtige Schritte in diese Richtung setzen zu können.
Deshalb haben wir für unsere Stadtgemeinde ein umfassendes Energiekonzept entwickelt.
Jedoch: Heizöl dominiert den Raumwärmebereich
"40 % aller Wohnungen in unserer Stadtgemeinde werden derzeit mit Heizöl beheizt, die Hälfte davon noch immer mit komfortlosen Einzelöfen." Folgende Brennstoffe werden derzeit zur Wohnungsbeheizung verwendet:
Der Hauptenergieträger zur Beheizung der Wohnungen ist mit einem Anteil von
40 % das Ofenheizöl. Die praktische und umweltfreundliche Alternative Nah- und Fernwärme konnte jedoch in den letzten Jahren signifikant zulegen.
... und ein Drittel der Energie steckt im Verkehr
"Die Kraftstoffe Benzin und Diesel sind mit einem Anteilvon 32 % am gesamten Energiebedarf der bedeutendste Energieträger in unserer Stadtgemeinde."
Der Gesamtbedarf an Energie in Neunkirchen beträgt knapp 310 Millionen Kilowattstunden und setzt sich wie folgt zusammen:
Der Energiebedarf im Verkehrssektor wird mit den Kraftstoffen Benzin und Diesel gedeckt. Unter Hinzurechnung von Heizöl beträgt der Anteil der Mineralölprodukte am gesamten Energiebedarf in unserer Stadtgemeinde mehr als 50 %. Die Kohlendioxidemissionen (CO2) kommen daher auch zu fast 60 % aus der Nutzung von Mineralöl.
Daher: Ein neues Energie-Leitbild für Neunkirchen ...
"Den BürgerInnen und Gewerbetreibenden in Neunkirchen soll Energie so sicher, kostengünstig, wirtschaftlich und umweltfreundlich wie nur irgendwie möglich bereitgestellt werden."
Zukunftsgerichtete und nachhaltige Energiestrategien erfordern klare Prioritäten.
Wir haben dazu folgende Leitlinie entwickelt:
Energiesparen
vor
Zentraler
Wärmeversorgung
vor
erneuerbaren
Energien
vor
CO2-armen
Energieträgern
Unsere Vision: Neunkirchen ist eine lebenswerte Stadt mit ausreichendem Arbeitsplatzangebot, guter Kaufkraft, hohem Wohnkomfort, sauberer Umwelt und moderner Infrastruktur.
Als Stadtgemeinde setzen und unterstützen wir alle dazu erforderlichen Maßnahmen und Programme. Bewerkstelligen möchten wir dies auch mit der Verfolgung einer aktiven Energie- und Umweltpolitik.
Energiesparen, Nutzung erneuerbarer Energien, Einsatz innovativer Technologien, Minimierung von Landschaftsverbrauch sowie Klimaschutz und Luftreinhaltung bilden dabei unsere wichtigsten Grundsätze.
... mit einem umfassenden Klimaschutzprogramm
"Das Klimaschutzprogramm ist unser Weg zu mehr Energieeffizienz und alternativen Versorgungsmöglichkeiten und damit auch zur Reduktion von Emissionen."
Das Klimaschutzprogramm unserer Stadtgemeinde spricht alle Maßnahmen in den Bereichen Effizienzsteigerung und alternative Versorgungsmöglichkeiten an. Der Bogen spannt sich hier vom Wärmeschutz im Altbau über die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung und der Vorbildwirkung bei unseren eigenen Gemeindeanlagen bis hin zum Ausbau der Energie-Infrastruktur.
Wärmedämmung ist hier unser Favorit
"Jede Kilowattstunde Energie, die eingespart werden kann, muss nicht bereitgestellt und bezahlt werden und verursacht auch keine Emissionen."
Rund 35 % des gesamten Energiebedarfs im Bereich der Haushalte könnte durch eine zeitgemäße Wärmedämmung eingespart werden. Eine der zentralen Punkte unseres Klimaschutzprogramms ist deshalb die Verbesserung des Wärmeschutzes von Altbauten. Eine wärmetechnische Sanierung bringt bis zu 60 % Energieeinsparung:
Damit kann nicht nur viel Energie im Raumwärmebereich eingespart werden, durch die wärmetechnische Sanierung von Altbauten wird auch ein nicht unbedeutender Beitrag zur Verschönerung des Orts- und Stadtbildes geleistet. Die Stadtgemeinde Neunkirchen unterstützt Investitionsmaßnahmen zur Wärmedämmung mit einem einmaligen, nicht rückzahlbaren Zuschuss in Höhe der zweifachen zu erwartenden jährlichen Energiekosteneinsparung.
... und Wissen unser Energiesparmeister
"Das Wissen um Möglichkeiten zum Energiesparen, Reinhaltung unserer Luft und Schutz unseres Klimas sind unser größtes Umweltkapital."
Unser Klimaschutzprogramm beinhaltet eine umfassende Kommunikationslinie zu diesen Themenbereichen. Zur Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung druckten wir regelmäßig in unserer "Gemeindestube" Energie- und Umwelttipps zum Ausschneiden und Sammeln ab.
Diese Energie- und Umwelttipps informieren über Zusammenhänge zwischen Energie, Klima und Umwelt, über die Nutzung erneuerbarer Energie und über bestehende Förderungsmöglichkeiten. Sie stellen damit eine wichtige Handlungsanleitung zum bewussteren Umgang mit unseren Ressourcen und unserer Umwelt dar.
Die Stadtgemeinde selbst möchte Vorbild sein.
"Wir nehmen unsere stadteigenen Gebäude und Anlagen unter die "Energiespar-Lupe" und setzen ebenso im Verkehrsbereich Innovationen."
Die Stadtgemeinde Neunkirchen möchte ein Vorbild für die Nutzung von Energiesparpotentialen sein. Zur Auslotung diesbezüglicher Möglichkeiten haben wir deshalb eine Aktion zur energiemäßigen "Durchleuchtung" bei jenen Gebäuden und Anlagen durchgeführt, wo ein wirtschaftlich nutzbares Energiesparpotential absehbar ist.
Der Stadtgemeinde Neunkirchen ist es jedoch auch ein Anliegen, zumindest erste Schritte für einen verstärkten Einsatz von Kraftfahrzeugen mit alternativen Antrieben bzw. Kraftstoffen zu setzen. Entsprechend der Kompetenz "Umwelt-Vorbild" wurde deshalb im Jahr 2000 ein monovalentes Erdgasfahrzeug angeschafft. Die bisher gewonnen Erfahrungen bestätigen unsere Anforderungen in allen Punkten: Leiser Motor, sehr kostengünstiger Kraftstoff (Erdgas), extrem schadstoffarmer Betrieb und geringere CO2-Emissionen.
Wir halten so unsere Luft rein ...
"Mit dem Ausbau der Wärme- und Erdgasversorgung werden der Energiekomfort erhöht und gleichzeitig die Emissionen deutlich gesenkt."
Wärmeinseln spielen bei Überlegungen zum Aufbau einer leitungsgebundenen Wärmeversorgung auf Basis Biomasse oder Abwärme eine wichtige Rolle. Gerade in diesem Bereich haben wir in den letzten Jahren wichtige Akzente gesetzt.
Nun gilt es, die positiven Erfahrungen mit zentral beheizten Wärmeinseln auf Wohngebäude mit Einzelofenheizungen umzulegen.
Damit kann nicht nur dem Ziel einer leitungsgebundenen Wärmeversorgung im Kernbereich von Neunkirchen näher gekommen werden, es werden ebenso der Wohnkomfort gesteigert und die Emissionen erheblich gesenkt.
Mit dem Ausbau der Erdgasversorgung in unseren Katastralgemeinden Mollram und Peisching wurden bereits wichtige Impulse zur Verbesserung des Energiekomforts und Steigerung des Wohnungswertes eingeleitet.
... und schützen gleichzeitig unser Klima.
"Die Umsetzung unseres Klimaschutzprogramms ermöglicht es, die CO2-Emissionen pro Kopf der Bevölkerung um knapp 20 % zu senken."
Klimaschutz und auch Luftreinhaltung geht uns alle an. Jeder ist deshalb aufgefordert, im Rahmen seiner Möglichkeiten zur Reduktion von Kohlendioxid-Emissionen und Luftschadstoffen beizutragen.
Die Stadtgemeinde Neunkirchen hat die Verpflichtung übernommen, im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Weichen für eine nachhaltige Energiezukunft zu stellen. Unseren Kindern und Enkelkindern werden damit gesicherte Chancen auf ausreichenden Energiekomfort und eine saubere Umwelt eröffnet.
Mit dem Klimaschutzprogramm können die Kohlendioxidemissionen pro Kopf der Bevölkerung weit über das nationale Kyoto-Ziel hinaus gesenkt werden.
Aufgabenstellung
IIm Workshop vom 12.5.1999 wurden seitens der Stadtgemeinde Neunkirchen folgende Projektziele formuliert:
- Das Energiekonzept soll als Fundament für eine möglichst sichere, kostengünstige, wirtschaftliche und umweltfreundliche Energieversorgung dienen und das gesamte Stadtgemeindegebiet von Neunkirchen abdecken.
- Es sollen die praktisch realisierbaren Einsparpotentiale bei öffentlichen und privaten Gebäuden und die Möglichkeiten ihrer Umsetzung dargestellt werden.
- Die Energiekennzahlen aller gemeindeeigenen Gebäude sollen erhoben werden.
- Zur Prüfung auf sinnvollen Energieeinsatz soll ein Wärme-Check erarbeitet werden.
- Die Stadtgemeinde bekennt sich zu Klimaschutz und Luftreinhaltung. Bei der Bewertung der Energie-Optionen sollen diese umweltrelevanten Faktoren berücksichtigt werden.
- In diesem Rahmen soll auch die Machbarkeit einer Fernwärmeversorgung auf Biomassebasis am Kraftwerkstandort Peisching geprüft werden.
- Mit der Festlegung von Vorzugsgebieten für Fernwärme und Erdgas auf Basis eines Versorgungskatasters sollen die wirtschaftlichen Einsatzgebiete für Fernwärme und Erdgas abgegrenzt werden.
- Ebenso soll die Errichtung eines Bio-Heizwerks in der KG Mollram einer Prüfung unterzogen werden.
- Für das rund 65.000 m² große Areal der stillgelegten Neunkirchner Schraubenwerke (Errichtung einer zentralen Wärme- und Wasserversorgung) ist eine energetische Optimierung unter Berücksichtigung ökologischer und ökonomischer Rahmenbedingungen durchzuführen.
- Die Möglichkeiten der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen (Biomasse, Windenergie, Photovoltaik und Kleinwasserkraft) sollen in Hinblick auf die im Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz (ElWOG, § 31) normierte Steigerung auf 3 % ebenfalls einer Prüfung unterzogen werden.
Projektabwicklung
Phase 1: Bestandsanalyse
Die Bestandsanalyse gibt einen ersten Überblick zur Energiesituation in der Stadtgemeinde Neunkirchen. Sie liefert aber auch bereits mögliche Ansatzpunkte für Energieeinsparung und die Nutzung erneuerbarer Energieträger.
Phase 2: Zielsetzungen
Auf Basis dieser Ergebnisse wurden ein kommunales Energie-Leitbild erstellt.
Phase 3: Energie-Optionen
In dieser Phase wurden Möglichkeiten für eine verstärkte zentrale Nutzung erneuerbarer Energien (Fernwärme auf Basis von Abwärme oder forstlicher Biomasse, Windenergie) ausgelotet und Vorranggebiete für die leitungsgebundenen Energieträger Fernwärme und Erdgas abgegrenzt.
Phase 4: Klimaschutzprogramm
Auf Basis der Zielsetzungen und Energie-Optionen wurde ein umfassendes Klimaschutzprogramm entwickelt. Dieses Klimaschutzprogramm besteht aus den Maßnahmenpaketen "Wärmeschutz im Altbau", "Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung", "Vorbildwirkung bei Gemeindeanlagen" und "Ausbau der Energie-Infrastruktur". Jedes dieser Pakete enthält wiederum mehrere Aktionen.
Phase 5: Aktionsplan
Die organisatorische und terminliche Koordination aller einzelnen Aktionen wurde abschließend in der letzten Bearbeitungsphase detailliert.