Geschichte

Von der Steinzeit zur Römersiedlung

Am Rande der weiten Ebene des Steinfeldes liegt, eingebettet zwischen den sanften Hügeln der "Buckligen Welt", dem Semmering und den hohen Kalksteingebirgen von Rax und Schneeberg, der Bezirk Neunkirchen.

Mittelpunkt dieses Bezirkes ist die Stadt Neunkirchen, eine der ältesten Ansiedlungen des Wiener Beckens. Bereits in Alt - und Jungsteinzeit durchstreiften Menschen das heutige Siedlungsgebiet, wie einzelne Funde belegen. Der älteste Beweis für eine Besiedlung Neunkirchens liegt in Form des Fundes einer menschlichen Hockerbestattung aus der Kupfersteinzeit aus dem Stadtkern vor. Dieser 25-jährige Mann ist etwa so alt wie der bekannte "Ötzi", nämlich etwa 5300 Jahre und damit der älteste menschliche Fund des südlichen Wiener Beckens. Beim Hauptplatzumbau 1991 gemachte Funde zeigen auch, dass die Innenstadt in der späten Bronzezeit (Urnenfelderzeit, etwa 900 v.Chr.) besiedelt war. Vom Leben im Neunkirchen der späten LaTene - Zeit (150 - 15 v.Chr.) zeugt vor allem ein großes keltisches Gräberfeld. Von etwa 30 n.Chr. bis 400 n.Chr. bestand im Bereich der Innenstadt eine große römische Siedlung, die sich aufgrund ihrer Lage an der "Blätterstraße", einem wichtigen römischen Verbindungsweg zwischen dem Donauraum und den Alpenländern, zu einem wirtschaftlichen Knotenpunkt entwickelte. Leider ist bis heute nicht bekannt wie das römische "Neunkirchen" hieß.

Mittelalter und Neuzeit

Bereits im frühen Mittelalter (8./ 9. Jhdt.) war Neunkirchen wieder besiedelt. Durch die bayrische Kolonisation entstand erneut eine bedeutende Siedlung mit einer großen Benediktiner - Pfarrkirche, die ihre erste urkundliche Erwähnung 1094 fand. Dieser Kirche verdankt der Ort auch seinen Namen: Aus der Bezeichnung "bei der niuwen kirchen" wurde "Neuenkirchen" und dann "Neunkirchen".

Neben seiner Bedeutung als kirchlicher Mittelpunkt für die ganze Umgebung, gewann Neunkirchen durch die Verleihung des Markt- und Münzrechtes im 11. Jahrhundert und dessen Bestätigung im Jahr 1136 auch als Handels- und Verkehrsknotenpunkt großes Ansehen. Aufgrund seiner wirtschaftlichen Wichtigkeit erhielt der Ort damals sogar eine Marktmauer. Durch die Gründung von Wiener Neustadt im Jahre 1194 wurde jedoch der Aufstieg des Marktes jäh gehemmt: Auf Befehl des Landesfürsten musste Neunkirchen das wichtige Münzrecht an die neuentstandene Nachbarstadt bzw. an Fischau abtreten. Im 13. Jhdt. wurde Neunkirchen in dem Werk des bekannten steirischen Minnesängers Ulrich von Liechtenstein erwähnt, da dieser hier einige seiner berühmten Turniere abgehalten hatte.

1631 wurde von den Grafen Hoyos das Minoritenkloster in Neunkirchen gegründet. Kloster und Pfarrkirche nahmen in den Zeiten der Türkengefahr 1683 eine wichtige Stellung ein, da sie der arg bedrängten Bevölkerung Zuflucht boten und das Zentrum der Verteidigung Neunkirchens bildeten.

Brandkatastrophe und Industrialisierung

Durch eine Brandkatastrophe im Jahre 1752, bei der nur Kirche und Kloster unversehrt blieben, wurde fast der ganze Ort zerstört. Schwer zu leiden hatte die Bevölkerung auch unter den Cholera- und Pestepedemien des 18. Jhdt. Bereits 1725 wurde im Gedenken an die Verschonung durch die letzte Pestepidemie eine Dreifaltigkeitssäule am Hauptplatz errichtet.

Schon zu Beginn des 19. Jhdt. richteten Fabrikanten aus der französischen Schweiz hier große Druckfabriken ein und legten damit den Grundstein für die zukünftige Industriestadt Neunkirchen. Durch diese, mehrheitlich protestantischen, Zuwanderer erhielt Neunkirchen 1863 auch den ältesten evangelischen Kirchenbau Niederösterreichs.

Das, seit dem 12. Jhdt., bestehende System der Verwaltung Neunkirchens durch einen Marktrichrer und einen Marktrat wurde nach der Revolution 1848/49 abgeschafft. Seit 1850 wird Neunkirchen von einem Bürgermeister und einem Gemeinderat geleitet.

Erhebung zur Stadt und neuere Entwicklungen

Im Jahre 1920 wurde der Markt Neunkirchen zur Stadt erhoben. Durch die Kämpfe im 2. Weltkrieg wurde Neunkirchen zu großen Teilen zerstört, aber bereits in der sowjetischen Besatzungszeit (1945-1955) wieder aufgebaut. Heute zählt Neunkirchen ca. 13.000 Einwohner. Neunkirchen ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts, hier befinden sich das Bezirkskrankenhaus und eine Reihe von öffentlichen Schulen.

Neunkirchen heute

Neunkirchen profiliert sich auch als Einkaufsstadt für den gesamten Verwaltungsbezirk. Um den Besuchern fußgängerfreundliche breite Gehsteige und Fußgängerzonen anbieten zu können, wurden in den letzten Jahren mehr als 650 Parkplätze innerhalb eines Umkreises von 300 Metern vom Hauptplatz geschaffen. Eine aufwendige Neugestaltung der gesamten Innenstadt unterstreicht den liebenswürdigen Charakter des Zentrums.

1994 feierte Neunkirchen das 900ste Jubiläum seiner ersten urkundlichen Erwähnung mit vielen Festen und Veranstaltungen.

Die Geschichte in Jahreszahlen 

 Jahr  Beschreibung
ca. 1500 v. Chr.
Der "älteste Neunkirchner" siedelt im Bereich der Innenstadt
ca. 900 v. Chr. Urnenfelderzeiliche Besiedelung am Hauptplatz
ca. 150-15 v.Chr.
Keltische Besiedelung Neunkirchens, keltisches Gräberfeld
ca. 30-400 n.Ch.
Große römische Siedlung im Bereich der Neunkirchner Innenstadt
8./9. Jahrhundert Neuerliche Besiedelung Neunkirchens
1094 Erste urkundliche Erwähnung Neunkirchens am 17. Dezember
1136 Kaiser Lothar bestätigt das Markt- und Münzrecht
ca. 1190-1850 Neunkirchen wird von Marktrichtern verwaltet
1194 Neunkirchen wird landesfürstlicher Besitz
1227 und 1240
Minnesänger Ulrich v. Liechtenstein zieht durch Neunkirchen
1481 und 1485
Eroberung durch Truppen von Matthias Corvinus
1562-1576 und 1692
Pestjahre
1631 Gründung des Minoritenklosters durch Graf Hoyos
1683 von den Türken erobert und zerstört
1725
Einweihung der Dreifaltigkeitssäule
1752
großer Brand des Marktes
1782
Papst Pius VI und Kaiser Josef II treffen sich bei Neunkirchen
1809 Kaiser Napoleon I kommt durch Neunkirchen
1836, 1849, 1855
Cholera
1850 Gründung des Bezirksgerichtes, Einführung des ersten Bürgermeisters
1858 Kaiser Franz Josef verweilt in Neunkirchen
1863 Eröffnung des ältesten evang. Kirchenbaus in NÖ
1907
Kirchenbrand
1920 Stadterhebung am 17. August
1936 falsche 900-Jahr-Feier
1945
Brand des Rathauses (Eröffnung des neuen Rathauses 1950)
1969 Vereinigung mit den Gemeinden Mollram und Peisching
1992
Fertigstellung der neu gestalteten Innenstadt
1994
900-Jahr-Feier
1998
Ankauf des Geländes der Neunkirchner Schraubenwerke zur Errichtung eines neuen Stadtkerns
2002 Letzter Schornstein am NSW-Gelände fällt
2008 Eingliederung des A.ö. Krankenhaus Neunkirchen in die NÖ Landesklinikenholding
2009 Gründung der Neunkirchner GmbH & Co KG
2013 Spatenstich für das neue NÖ Landesklinikum im Juli
2015
offzielle Eröffnung des Neubaus des NÖ Landesklinikums am 3. November